Buchbesprechung von Madeleine Reckmann

Buchbesprechung von Madeleine Reckmann

veröffentlicht im Darmstädter Echo vom 2.7.03, S.16

sowie im Odenwälder Echo vom 3.7.03, S.13

 

Der Mensch von allen Seiten

 

Porträt – Vom Gesundheitstipp bis zur Politischen Idee: Der Darmstädter TU-Professor Wolfgang Bibel hat seine umfassende „Lehre vom Leben“ in einem Buch zusammengefasst.

 

Darmstadt. Professor Wolfgang Bibel ist die Begeisterung für sein Arbeitsfeld deutlich am Gesicht abzulesen. Seine Augen strahlen, wenn er davon spricht. Das mag am visionären Charakter der Intellektik liegen, einem Bereich der Informatik. Die Intellektik versucht, die menschliche Intelligenz in all ihren Facetten zu verstehen, um sie mit künstlicher Intelligenz, also mit dem Computer, zu simulieren; ein Projekt, an dem noch in Jahrhunderten gearbeitet werde, glaubt Bibel. Ihr Ziel ist, die menschliche Intelligenz zu unterstützen und die Menschen verstehen zu helfen.

 

Jetzt veröffentlichte Wolfgang Bibel (64) im Deutschen Universitätsverlag das Buch „Lehren vom Leben“. In diesem Werk versucht er just das, was er als Professor dieser besonders interdisziplinären Wissenschaft ohnehin tut: das Leben in all seinen Bereichen zu erfassen, von der Biologie und Psychologie bis zur Religion und Politik. Dass es sich bei den sehr eng bedruckten 340 Seiten nicht um wissenschaftliche Erkenntnisse auf der Höhe der Zeit in den 35 im Inhaltsverzeichnis aufgeführten Themen handeln kann, versteht sich von selbst. Diesen Anspruch erhebt Bibel auch nicht. „Jeder Wissenschaftler geht von seinen persönlichen Erfahrungen aus“, sagt er, „Menschen können ja gar nicht anders.“

 

Bibels Lebenslehren basieren also auf seinen ganz persönlichen Erfahrungen und sind als Ratgeber eines erfolgreichen und klugen Mannes zu betrachten. Sie beinhalten ebenso Tipps zur Ernährung und Körperhygiene wie Betrachtungen über Familie und Kindheit und Meinungen zu Liebe und Sexualität, Politik und Gesellschaft. Bei der Beschreibung des Menschen und dessen, was Bibels Meinung nach für ihn gut ist, geht der Autor vom glücklichen, gesellschaftskonformen, in sich gefestigten und rationalen Westeuropäer aus. Für ein glückliches Leben rät er zu Disziplin, Zeitmanagement, körperlicher Ertüchtigung, einem erfüllenden Liebesleben und gesunder Ernährung.

 

Weil Bibel als Intellektiker das ganze Leben einfangen will, scheut er auch Alltagsweisheiten nicht, etwa die Empfehlung, zur Verdauungsförderung geschrotetes Getreide zu essen, oder die Annahme, es könnte sich um Parapsychologie handeln, wenn der Freund, von dem gerade die Rede ist, just in diesem Moment anruft.

 

Neben der Beschreibung des Lebens interessiert Bibel die Frage, wie das irdische Dasein besser, vernünftiger, reibungsloser funktionieren könnte. Seine Antwort ist einfach: wissenschaftlich und technologisch realisierte Methoden könnten individuelle und gesellschaftliche Probleme lösen. Für die Politik hieße das, die Parteien abzuschaffen und Wissenschaftler Ziele und Vorgehensweisen bestimmen zu lassen.

 

Bibel ist seit 1988 Professor an der Technischen Universität Darmstadt, war dort 1992/93 Dekan, 1987 bis 1989 war er Präsident der weltweiten Organisation der Internationalen Konferenz für Künstliche Intelligenz und veröffentlichte insgesamt rund 200 wissenschaftliche Titel. Die „Lehren vom Leben“ betrachtet er als Abschlussarbeit seiner beruflichen Laufbahn.

 

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